Rede zum Ostermarsch

Liebe Freundinnen, liebe Freunde!

47! Das ist die Anzahl der Hochschulen, welche innerhalb der letzten 10 Jahre Forschungsaufträge vom Verteidigungsministerium erhalten haben. Allein aus öffentlichen Mitteln wurden 2008 1,1 Milliarden Euro für rüstungsrelevante Forschung investiert. Darüber hinaus steigt die Zahl der Kooperationen zwischen Hochschulen und Rüstungsunternehmen Jahr für Jahr. Diese mehr als erschreckende Tendenz wird jedes Jahr mit dem Erscheinen der Zahlen zu den Rüstungsexporten bestätigt: Auf dem Weg zum Titel des Rüstungsexportweltmeisters darf sich Deutschland über einen Platz auf dem „Stockerl“ freuen, nur hinter Russland und den USA.
Auch die Universität Augsburg versucht sich in diesen Trend einzugliedern. Nicht nur hat die Uni seit 2009 einen Sponsorendeal mit der SGL Group, deren Tochterunternehmen große Geschäfte mit Rüstungsprodukten machen, sondern sie versucht sich auch aktiv durch Kooperationen mit Unternehmen im Innovationspark zu finanzieren.
A propos Innovationspark: Dieses Projekt, der Stadt Augsburg, der Universität Augsburg und des Freistaates Bayern, entsteht in unmittelbarer Nähe zum Campus der Universität. Ein Blick auf die Liste der potentiellen Kooperationspartner des Innovationsparks zeigt, dass Befürchtungen, es würde sich um einen Rüstungspark handeln, durchaus begründet sind. Als Kooperationspartner wird unter anderem die Carbon Composites Group genannt; ein Zusammenschluss mehrerer Firmen, darunter auch die Unternehmen Cassidian, Eurocopter und MT Aerospace, die allesamt in der Rüstungsindustrie tätig sind. Zudem hat sich Premium Aerotec, ein Unternehmen, welches beispielsweise am Bau des Eurofighters und des Tornados beteiligt ist, bereits direkt neben der Universität angesiedelt.
Eine wichtige Säule des Innovationsparkes ist außerdem die enge Zusammenarbeit zwischen der Privatwirtschaft und den Hochschulen. So sollen DLR und Fraunhofer-Gesellschaft jeweils eine Stiftungsprofessur an der Universität stellen und mit mehreren Forschungsgruppen auf dem Campus tätig sein. Sogar zwei neue Bachelorstudiengänge wurden in diesem Zusammenhang ins Leben gerufen.
Auf mehrmalige Nachfrage haben wir von offizieller Universiätsseite noch immer keine Angaben, ob es bereits Rüstungsforschung an der Uni gab, oder wie das zukünftig aussehen wird.
Dabei haben wir in sehr vielen Gesprächen herausgefunden, dass es durchaus bereits Rüstungsforschung am Campus gab und dass man auch immer wieder Angebote dafür bekommen würde.
Dies alles hat uns als Initiative Friedliche Uni Augsburg auf den Schirm gerufen. Seitdem wir vor einem Jahr an selber Stelle gestanden sind - voller Hoffnung auf eine offene Diskussion über eine Zivilklausel an der Universität Augsburg - hat sich wenig von offizieller Seite getan.
Im vergangenen Jahr haben wir eine Veranstaltungsreihe mit Experten an der Universität organisiert, außerdem auch mehrere Veranstaltungen in der Stadt durchgeführt, eine Vollversammlung abgehalten und versucht mit allen Statusgruppen der Universität, den Studierenden, dem wissenschaftsstützenden Personal, dem akademischen Mittelbau, den ProfessorInnen und nicht zuletzt der Universitätsleitung Gespräche zu führen.
Die Studierenden haben dann auf der Vollversammlung im vergangenem Juni ein erstes Zeichen gesetzt und sich, obwohl nicht beschlussfähig, mit über ¾ Mehrheit für eine Zivilklausel ausgesprochen. Es wurde sich auf folgenden Passus geeinigt:
„Zivil- und Transparenzklausel
(1) Die Universität Augsburg ist eine Universität, an der Lehre, Forschung und Studium ausschließlich zivilen und friedlichen Zwecken dienen.
Im Paragraph (2) haben wir noch eine Transparenzklausel eingefügt, welche alle Drittmittelforschung offenlegen soll.
Aber was sind die Reaktionen von Stadt und Universität, personifiziert durch Herrn Gribl und Frau Doering-Manteuffel? Keine, außer dass wir bürokratische Hürden an der Universität auferlegt bekommen und zu großen „Friedens“veranstaltungen der Stadt nicht eingeladen werden, obwohl wir auch aktiv am Friedensfest teilgenommen haben.
Gerade von unserer Universitätsleitung sind wir in besonderem Maße enttäuscht! Auf einer Podiumsdiskussion hat Frau Doering-Manteuffel noch großzügiger Weise angekündigt, für Gespräche offen zu sein und der Diskurs an der Universität läge ihr ja besonders am Herzen. Auf unsere Bitte zu einem Gespräch ist sie dann aber selbst nach mehrmaligem Anfragen nicht zurückgekommen und hat stattdessen verlauten lassen, dass die Diskussion überhaupt nicht nötig sei. Zudem hat sie die Studierendenvertretung gegen uns aufgehetzt, da wir diese mit unseren Forderungen umgehen würden.
Dass dies alles Taktik ist, ist natürlich jedem klar: Stadt und Universität versuchen, diese Diskussion auszuschweigen, bis Verträge unterzeichnet sind und wir vor vollendeten Tatsachen stehen.
Wir werden uns davon allerdings nicht einschüchtern lassen und werden auch weiterhin laut und unangenehm auf die große Gefahr, die der Innovationspark und natürlich auch andere rüstungsrelevante Forschungsprojekte mit sich bringen, hinweisen.
Wir werden auch weiterhin für eine offene Diskussionskultur an der Universität und in der Stadt stehen, denn wir verpflichten uns - entgegen der Studierendenvertretung und der Universitätsleitung - zu einem demokratischen Diskurs über ein Thema, welches nicht nur die Studierenden betrifft, sondern alle Mitglieder der Universität, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen des Innovationsparks und letztlich auch alle Bürgerinnen und Bürger von Augsburg, die das Label „Friedensstadt“ nicht nur als eine Werbung für den Tourismus sehen.
Dazu brauchen wir aber auch die Unterstützung von Ihnen und Euch!
Wir alle, die wir hier stehen, müssen heute laut rufen: „Rüstungs- und Militärforschung hat an unseren Hochschulen nichts zu suchen!“
Wir alle, die wir hier stehen, müssen heute eine Zivilklausel für die Universität Augsburg und alle Hochschulen fordern.

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